Montag, 21. Oktober 2013

27 Kilómetros

Vor ungefähr 3 Wochen hat mich meine Gastschwester Pati gefragt, ob ich nicht Lust hätte im Oktober zu einem 27 Kilometer Lauf mit nach Santiago zu kommen. Ich dachte mir, könnte lustig werden. Wieso also nicht? 
Ich habe Frieda, eine von den anderen Austauschschülern, gefragt, ob sie auch mit will und da sie sich, wie ich, nicht vorstellen konnte, dass 27 Kilometer unglaublich viel sind, sagte sie zu.
Also waren wir vor einer Woche bei einer Reunion, wo wir allerdings so überhaupt nicht verstanden haben, worum es geht. Am Freitag habe ich mit Frieda die Schule geschwänzt und sie ist dann mit zu mir nach Hause gekommen. Meine Gastschwestern Pati und Fani, Frieda und ich wurden dann von meinen Gasteltern nach Los Ángeles gebracht. Dort habe ich dann erfahren, dass ich gar nicht, so wie gedacht, mit den ganzen Leuten aus meiner Schule inklusive Fani zusammen fahre, sondern dass Pati, Frieda und ich mit einer Kirchenorganisation fahren.
So gegen 10:00 Uhr kam dann der Bus und wir sind los Richtung Santiago. Die Busfahrt über wurde viel gesungen und wenig geschlafen. So kamen wir dann etwas übermüdet 6:00 Uhr morgens an einer Raststelle an, wo wir uns alle unsere kurzen Sachen angezogen und Frühstück besorgt haben.
Ich würde jetzt nicht behaupten, dass Frieda und ich etwas vollgepackt waren...
Nach einer weiteren Stunde Busfahrt sind wir an einer großen Straße mitten im Nirgendwo am Start der 27 Kilometer angekommen, wo Frieda und ich dann auch mal bemerkt haben, dass das ganze eine Pilgerwanderung ist. Aber noch waren wir guter Dinge, es wurde immer noch gesungen und Konfetti wurde auch verstreut. Also los geht’s...
Die Anden
Die Rute
 Yeah...Konfetti!!!
Es waren super viele Menschen. Ich bin schlecht im schätzen, also lass ich es lieber sein, aber es waren extrem mega viele Menschen. Der Weg ging die ersten 15 Kilometer stetig in Schlängellinien bergauf und vorne wie hinten alles voller Menschenmassen.
Irgendwann so nach 3 Kilometern hat uns eine Nonne, die deutsch konnte, angesprochen und uns zwei weiteren deutschen Mädchen vorgestellt, die bei den Schwestern in Santiago wohnen. Also sind Frieda und ich die nächsten 8 Kilometer mit einer von den Deutschen gelaufen, wobei wir dann irgendwie unsere Gruppe verloren haben, aber wir haben uns nett unterhalten. Zwischendurch kam auch noch eine Chilenin von einer deutschen Schule dazu und die Zeit ging relativ schnell um. Dachten wir zumindest, bis uns bei einer Station aufgefallen ist, dass wir gerade mal 7 Kilometer gelaufen waren. Die Sonne wurde immer knalliger und unser Wasser neigte sich dem Ende zu. Also haben wir Halt gemacht um einen Jugo Naturales zu trinken. Die Deutsche ist dann mit ihren Schwestern weiter gelaufen und Frieda und ich haben uns in den Schatten gesetzt, uns Erdbeeren gekauft und einen Completo gegessen. Nach der Hälfte der Strecke haben Frieda und ich uns dann angefangen zu fragen, wieso wir eigentlich so blöd waren so einen Scheiß mit zumachen. Da es aber keine Abkürzung in der Wüste gab, mussten wir Wohl oder Übel in der erstickenden Mittagssonne weiter.
 Den Weg zum Kreuz an der höchsten Stelle habenFrieda und ich uns dann aber doch erspart...
 ...wir hatten ja schon ein kleines bei uns.
Wenigstens ging es dann für ein paar Kilometer wieder bergab und wir haben einen Bach gefunden, wo wir uns unsere leere Wasserflasche erst mal mit kaltem Wasser gefüllt haben um uns dieses dann über unsere Köpfen zu kippen. Irgendwann kamen wir dann wieder an die große Straße, wo uns irgendwelche Leute in Zirkuskostümen Mut gemacht haben -„No falta mucho, solo 5 kilómetros.“. In diesem Moment, wenn man seit Stunden durch die Hitze mit fetten Blasen an den Füßen läuft, denkt man sich auch nur „Fick dich“.
Irgendwie mag ich die Farbe (:
Irgendwann nach 8 ½ Stunden sind wir dann angekommen, ich habe meine Gastschwestern und die Leute aus meinem Kurs gefunden, man konnte sich in den Schatten setzen und nett unterhalten. Während dieser netten Unterhaltung haben Frieda und ich auch noch in Erfahrung gebracht, dass es jetzt gar nicht direkt nach Hause geht, sondern dass unsere Gruppe noch in die Nähe von Valparaiso fährt um dort in irgendeinem keimigen Gebäude zu übernachten.
Am nächsten morgen war es dann gar nicht so leicht aufzustehen. Nachdem ich es dann doch irgendwie hinbekommen hatte, habe ich die Brötchen mit Hühnchen, die mir Pati vom Abendbrot aufgehoben hatte, gegessen und dann ging es mir schon besser. Nach 2 Kaffee hätte man sogar fast sagen können, dass ich fit wäre, abgesehen davon, dass ich kaum vorwärts gekommen bin und Sonnenbrand auf meiner Brust hatte. Während des Frühstücks haben Frieda und ich mitbekommen, dass wir erst noch nach Viña del Mar und Valparaiso fahren. 
In Viña del Mar waren wir dann am Strand und haben unsere Füße ins kalte Wasser gehalten und Valparaiso haben wir einen Completo gegessen und haben uns ein paar Stände am Hafen angeguckt. Beides sind so schöne Städte und ich freu mich schon darauf sie mit hoffentlich nicht so schmerzenden Beinen zu besichtigen.
Schnell Verpflegung für den Rückweg gekauft und dabei möglichst noch versuchen sich nicht von irgendwelchen Chilen verarschen zu lassen.
Gegen 16:00 Uhr haben wir uns dann wieder auf den Rückweg nach Los Ángeles gemacht und um 2:30 war ich dann auch zu Hause.

Letztendlich war es anstrengend und ziemlich für den Arsch, aber der Sonntag war schön, ich habe neue Leute kennengelernt und hey, ich bin ganze 27 Kilometer gelaufen. 
Ich kann Stolz auf mich sein.